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Ein Stück Ortsgeschichte kehrt zurück

7. November 2025

Auf dem Hornenberg in Lauf ist das Wegkreuz von 1872 restauriert und erneut geweiht worden. Viele Menschen aus dem Ort waren an der Pflege und Erhaltung beteiligt – ein Beispiel dafür, wie Kleindenkmale im Dorfgedächtnis weiterleben.

Schon der Weg hinauf zum Wegkreuz auf dem Hornenberg ist ein Erlebnis. Er führt an der Burgruine Neu-Windeck vorbei und öffnet weite Blicke über Lauf und die Rheinebene. Zwei Bildstöcke säumen den Weg, stille Zeugen früherer Andachten. “In Lauf haben wir elf Wegkreuze, zwei Mariengedenkstätten, 27 Bildstöcke und dazu das Hardsteinkreuz für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs”, sagt Bürgermeisterin Bettina Kist. Das Kreuz oben in der Kurve, fast vier Meter hoch und 1872 errichtet, gehört zu diesen Kleindenkmalen, die das Landschaftsbild ebenso prägen wie das Ortsgedächtnis. Gestiftet hat es einst der Hornenberger Anton Rettig. Warum genau, weiß heute niemand mehr. Sein Nachfahre Klaus Rettig pflegt mit seiner Frau Carmen zukünftig das Beet um das Wegkreuz – ehrenamtlich, “weil es uns am Herzen liegt”, wie er sagt. Über viele Jahre hat das vorher Nachbar Adolf Seiler übernommen.

Nun ist das Kreuz frisch saniert und wurde am Mittwochnachmittag, 29. Oktober, neu geweiht. Nachbarn, Gemeinderäte, Ältere und Jüngere, hörten zu, wie Kist und der Holz- und Steinbildhauermeister Tobias Huber erklärten, was in den vergangenen Monaten geschehen ist. Eine Dokumentation zeigte das Kreuz im Zustand, in dem Huber es im Herbst 2024 abbaute: Die Farbe war stellenweise großflächig abgeblättert, die Inschrift kaum zu entziffern. 1990 war das Kreuz zuletzt gefasst worden – mit deckender Farbe und verputzter Spiegelfläche. “Beides schadet dem Sandstein”, erklärte Huber. Der Stein kann darunter keine Feuchtigkeit mehr abgeben, das führt zu Schäden. Auch alte Eisenklammern im Inneren waren verrostet und hatten den Stein gesprengt. “Nicht der saure Regen ist heute der größte Feind des Sandsteins. Es ist die Korrosion”, sagte Huber.

Fast ein Jahr war das Kreuz in seiner Werkstatt in Oberkirch. Es wurde gereinigt, lose Partien gefestigt, Fehlstellen ergänzt und schließlich behutsam neu gefasst. Eine Edelstahlarmierung und eine rückseitige Edelstahlschiene ersetzen nun die Eisenklammern. “Wir hätten die Wahl zwischen fünf alten Farbschichten gehabt”, sagte Huber mit einem leichten Lächeln. Doch es ging nicht darum, ein neues Kunstwerk zu schaffen, sondern das Bestehende respektvoll zu erhalten. “Erhalten statt Gestalten”, fasste er zusammen. In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde eine mineralische, zurückhaltende Farblasur gewählt. Die Marienfigur trägt nun die traditionellen Marienfarben Blau und Rot, Christus ein blaues Tuch, die floralen Ranken um die Nische sind in einem zarten Petrolgrün gehalten, Spiegel und INRI-Tafel rot. Alles andere bleibt sandsteinsichtig – der Stein darf wieder “atmen”.

Auch über die Materialien wusste Huber zu berichten: Bis auf eine Stufe aus regionalem rotem Sandstein bestehen Sockel, Kreuz und Figuren aus beigem Sandstein. Er stammt vermutlich aus den Vogesen und wurde damals in Südwestdeutschland viel verwendet – gut zu bearbeiten, gut zu transportieren, nahe an den Steinbrüchen auf der anderen Rheinseite. Die Datierung auf 1872 fügt sich stimmig in dieses Bild ein. Eine Besonderheit fällt ins Auge: Die Seitenwunde Christi liegt nicht rechts, sondern links. “Das ist unüblich, aber lässt keine sichere Zuordnung zu einer Werkstatt zu”, so Huber. Ein Signum fehlt.
Während der kleinen Feierstunde erklärte Gemeindereferentin Simone Sattler die ursprüngliche Funktion solcher Kreuze: “Sie dienten Wanderern als Orientierungspunkte, als Wegmarken von Prozessionen und waren Orte stiller Einkehr am Weg.” Heute könnten sie ebenso gemeinschaftsstiftend wirken. Anschließend weihte sie das Kreuz neu.

Dass die Sanierung zustande kam, ist zahlreichen Unterstützern zu verdanken. Die Gemeinde beteiligte sich aus dem Budget zur Pflege der Kleindenkmale. “Die Bagatellgrenze von 30.000 Euro für eine Zuwendung aus dem Landes-Denkmalförderprogramm ist hoch – darunter fällt vieles gar nicht”, so Huber. “Viele Kleindenkmale werden daher privat erhalten.” Umso bedeutsamer sei das Engagement vor Ort.
Zum Abschluss erinnerte die Bürgermeisterin daran, warum solche Orte wichtig sind: “Kleindenkmale prägen unsere Kulturlandschaft. Ihre Pflege geht uns alle an.” Danach lud Familie Rettig noch zu einem kleinen Umtrunk auf den Hof ein. Man blieb bis in die Dämmerung – und sprach weiter über das, was ein Dorf zusammenhält.

Die Gemeinde dankt allen großzügigen Spenderinnen und Spendern. Durch ihre Unterstützung war es möglich, den Finanzierungsbeitrag der Gemeinde um fast die Hälfte zu reduzieren.

Text und Bild: Susanne Rexroth

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