Kauft die Gemeinde eine Wiese in Willstätt?
Gefragt wurde ich zuletzt, ob wir tatsächlich eine Wiese in Willstätt kaufen müssen, weil ein Feuchtbiotop im Ortsteil Aspich beeinträchtigt wird. So hat es zumindest irreführenderweise in der Tagespresse gestanden.
Konkret geht es um rund. 500 m² eines Feuchtbiotops vom Typ „Hochstaudenflur quelliger, sumpfiger oder mooriger Standorte“, das durch den Bau des Regenüberlaufbeckens im Ortsteil Aspich verloren geht. Für diesen Eingriff sind wir verpflichtet, einen ökologischen Ausgleich zu schaffen – und zwar nicht irgendwo und nicht irgendwie, sondern mit einem Biotop gleichen Typs, das neu geschaffen wird. Ansonsten können wir das Regenüberlaufbecken im Aspich, das unsere Umwelt entlasten soll, nicht bauen.
Zwar besitzt die Gemeinde bereits eine sehr hohe Anzahl an Ökopunkten, doch diese können nicht beliebig eingesetzt werden. Ein Ausgleich ist leider nur mit gleichartigen Ökopunkten möglich. Die Suche nach einer geeigneten Fläche in unserer Gemarkung – in Lauf oder in unserer Exklave der Laufer Mark – verlief leider ergebnislos. Die Vorgaben sind streng: Die Fläche darf kein bestehendes Biotop sein und nicht als FFH-Gebiet ausgewiesen sein. Auch die flächendeckende Anfrage bei anderen Gemeinden im Ortenaukreis brachte kein passendes Ergebnis.
Deshalb wurde die Flächenagentur Baden-Württemberg kontaktiert, die bei einer notwendigen Kompensation von Eingriffen in die Natur geeignete Ausgleichsmaßnahmen vermittelt. Dort wurde eine passende Fläche in Willstätt gefunden. Auf rund 573 m² entstand ein neues Feuchtbiotop des erforderlichen Typs. Die Maßnahme ist mit 11.000 Ökopunkten bewertet und kostet die Gemeinde Lauf rund 14.000 Euro. Allerdings kauft die Gemeinde hierfür keine Fläche, sondern bezahlt dafür, dass jemand diese ökologische Maßnahme durchgeführt hat, das Feuchtbiotop für die vorgeschriebene Dauer aufrechterhält und wir in Lauf diese Maßnahme uns anrechnen lassen können.
Im Gegenzug könnte die Gemeinde einen Teil ihrer eigenen rund 3,8 Mio. Ökopunkte für geeignete Maßnahmen verkaufen, um den finanziellen Aufwand zu kompensieren.
Ergänzend hier noch die Erläuterung, warum ein Regenüberlaufbecken die Umwelt entlastet:
Ein Regenüberlaufbecken ist ein Speicherbauwerk im Mischwassersystem, das bei Regenereignissen das anfallende Mischwasser aufnimmt, Schmutzstoffe zurückhält (z. B. durch Sedimentation) und das saubere Regenwasser oder leicht verschmutztes Mischwasser zeitweise in ein Gewässer überlaufen lässt, sobald die Kapazität des Beckens mit seiner berechneten Größe erreicht ist. In Lauf wird ein Regeüberlaufbecken mit einem Fassungsvermögen von 260 m³ gebaut. Nach dem Regen wird das zurückgehaltene Abwasser kontrolliert zur Kläranlage weitergeleitet.
Bisher haben wir im Ortsteil einen sogenannten Regenüberlauf. Dieser ist nicht mehr zulässig, weil Mischwasser in den Aspichbach eingeleitet wird. Selbst bei Verdünnung enthält das überlaufende Wasser Schmutzstoffe, die Gewässer schädigen. Die Wasserrahmenrichtlinie schreibt den guten ökologischen Zustand von Gewässern vor. Häufige oder schlecht behandelte Überläufe sind damit nicht mehr vereinbar.
Es grüßt Sie herzlichst
Bettina Kist
Bürgermeisterin
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